Esoteriker und Wissenschaftler mit Hang zu esoterischen Interpretationen behaupten, dass am 21.12.2012 eine Katastrophe die Erde grundlegend verändern werde, gemeinhin wird das Szenario als «Weltuntergang» bezeichnet. Ihre Thesen stützen sie auf den Kalender der Maya, der am 21.12.2012 ausläuft. Bedeutet das, jeder nun kommende Tag wird wird der letzte seines Datums sein? Ein letztes Mal Silvester, Ostern und 1.-August-Feier?
Vor ein paar Jahren habe ich mich eingehend mit dem Kalender der Maya beschäftigt, worauf untenstehender Text entstanden ist. Anlässlich des heutigen Tages und des Umstands, dass unser Blog die Anfänge seines eigenen Untergangs wohl leider bereits erfahren hat (wir geloben Besserung betreffend Erhöhung der Schreib-Frequenz!), habe ich die Zeilen von anno dazumal aufs Neue hervorgekramt. Ob wir in X – 366 Tagen in eine höhere Dimension eintreten werden, gar die Welt untergehen wird oder wir uns am 22.12.2012 vielleicht doch noch einmal mit Vorweihnachtsstress herumschlagen müssen, sollt ihr nun erfahren…
Beginnen möchte ich mit ein paar grundlegenden Informationen zum Kalender der Maya. Dieses autochthone Volk Mittelamerikas kannte anfänglich zwei unterschiedliche Kalender-Systeme. Zum einen den Tzolkin (religiöser Kalender) und den Haab (ziviler Kalender). Die Zahlen 13 & 20 waren laut den Maya magische Zahlen. Deshalb besteht ein Jahr im Tzolkin-Kalender aus 260 Tagen (13 Monate à 20 Tage). Im Haab-Kalender enthält ein Jahr 365 Tage. Das Problem jedoch ist, dass sich ein bestimmtes Datum nicht eineindeutig einem einzigen Tag in der Weltgeschichte zuordnen lässt, sondern sich alle 52 Haab-Jahre (Jahre wie wir sie kennen) wiederholt. Ein Beispiel: Der gleiche Tag lässt sich als «7 Yax» im Haab-Kalender (besteht aus 18 Monaten à 20 Tagen & 1 Monat à 5 Tagen) und als «9 Muluc» im Tzolkin-Kalender bezeichnen. Dieselbe Kombination wiederholt sich jedoch wie gesagt alle 52 Jahre und deshalb kann man das Datum nicht zweifelsfrei zuordnen, denn es könnte einen Zeitpunkt vor 52 Jahren oder einen in 52, 104, 156 etc. Jahren definieren.
Um dieses Problem zu beheben erfanden die Maya das sogenannte «Long Count» System. Dieses basiert auf 5 Stellen à 20 Einheiten (resp. weist die erste Stelle vermutlich nur 13 Einheiten auf und die zweitletzte Stelle sicher nur 18 Einheiten). Die Zeitrechnung fängt bei 0.0.0.0.0 an und endet bei 13.0.0.0.0., das mit 0.0.0.0.0. gleichzusetzen ist. Ein Tag könnte z.B. 3.9.13.17.19 lauten, der gefolgt wird von 3.9.14.0.0. Als Beginn der Maya`schen Zeitrechnung (0.0.0.0.0.) haben die Forscher den 11. August 3114 v. Chr. festgelegt (gregorianischer Kalender, zurückgerechnet von bekannten Daten). Hier zeigt sich aber bereits das erste Problem, was den Weltuntergang am 21.12.2012 anbelangt, denn wenn dieses Startdatum nicht korrekt ist, dann ist logischerweise auch alles Nachfolgende hinfällig!
Doch gehen wir mal davon aus, dass der Nullpunkt korrekt berechnet wurde. Dann sollte die erste Stelle im Long Count System doch eigentlich, wie drei der fünf anderen, auch bis zur 20 führen, bevor das ganze System wieder bei 0 anfängt. Weil die Maya jedoch kein Datum mit einer Zahl über 12 an erster Steller überliefert haben, gehen die Maya-Experten einfach davon aus, dass das System bereits nach dem 12.19.19.17.19. Tag sich in 13.0.0.0.0. (0.0.0.0.0.) umwandelt. Doch auch das nur Spekulation. Aber nehmen wir mal an, dass der Nullpunkt der Maya`schen Zeitrechnung auf den 11. August 3114 v. Chr. datiert werden kann und das System auch nur bis 13.0.0.0.0. reicht. Dann wäre das Ende des Systems also rund 1`872`000 Tage nach dessen Start erreicht (13×20×20×18×20 Tage). Das Ende dieser Ära wurde von vielen Forschern berechnet, wobei es unterschiedliche Meinungen gibt und selbst die Wissenschaftler immer wieder andere Standpunkte einnehmen. Die weitverbreitetste Ansicht: Der 23. Dezember 2012 markiert das Ende des Kalenders (nicht der 21., da der Kalender laut ihrer Auffassung erst am 13. August 3114 v. Chr. seinen Anfang nahm).
Nun gut, wir sind auf viele Unbekannten gestossen. Es ist nicht einmal sicher, dass die erste Ziffer im Long Count System bei 13.0.0.0.0. wieder auf 0.0.0.0.0 springt. Es kann auch möglich sein, dass es die Ziffern 13-20 gibt, wie an den meisten übrigen Stellen auch. Das ist halt das Problem, wenn man sich quasi noch im ersten Durchlauf des Systems befindet und keine Erfahrung hat, wie ein Übergang sich abspielen wird. Das Einzige was meines Erachtens klar ist, ist, dass dieses Long Count Kalender System – wie seine beiden Vorgänger ebenfalls – nicht perfekt ist, sondern nur 5125 Jahre (1`872`000 Tage) anhält, bevor es wieder bei 0 beginnen muss.
Kommen wir zurück auf den Gedanken, dass am 21.12.2012 (resp. 23.) die Welt untergehen wird. Selbst wenn die Berechnungen stimmen und an diesem Tag der Maya-Kalender ausläuft, dann ist der Begriff «Apokalypse der Erde» viel zu hoch gegriffen. Wie kann man davon ausgehen, dass die Welt untergehen muss, wenn der Kalender eines Volks, das in Mexiko, Guatemala, Belize, Honduras und El Salvador angesiedelt ist, sein Ende findet? Ein Volk, das noch nicht einmal wusste, dass eine Welt ausserhalb ihrer bekannten Gefilde existiert. Ein Volk, das mit Landwirtschaft und Religion beschäftigt war und für das es eine Katastrophe – ja gar ein “Weltuntergang” war – wenn ein Hurrikan oder Überschwemmungen ihre Nahrungsmittel und Wohnmöglichkeiten auf einen Schlag vernichteten.
Es scheint so, als könnten wir uns noch auf weitere Olympiaden, Fussball-Europameisterschaften und US-Präsidentschaftswahlen freuen…